Die Geschichte der Spekulationsblasen Zusammenfassung

Die Geschichte hinter vier Jahrhunderten Gier und Panik an der Börse

Die Geschichte der Spekulationsblasen Zusammenfassung
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Buch von John Kenneth Galbraith

"Dann wird man das älteste Gesetz der Wall Street wiederentdecken: Finanzgenies sind Genies bis zum Tag des Bankrotts"

Es ist fast Mitte 2021.

Die Börse hat eine Rally hingelegt, die ihresgleichen sucht.

Viele Indizes sind auf oder nahe Rekordhoch - in einem Bullenmarkt, den es in dieser zeitlichen Länge noch nie gab.

Gold bewegt sich nahe an seinem Allzeit-Hoch.

Und dann der Kryptomarkt. Auch wenn es hier teilweise große Rückgänge gab - es wird scheinbar alles gekauft, was irgendetwas mit Blockchain und dezentralen (Finanz-)Systemen zu tun hat.

"Die Geschichte der Spekulationsblasen" von John Galbraith ist zwar schon mehr als 30 Jahre alt - aber es könnte meiner Meinung nach nicht aktueller sein.

Dabei handelt es sich nicht - wie der Titel vielleicht vermuten lässt - um das Buch eines "Crash-Propheten" der jedes Jahr schreit "die Welt geht bald unter, aber mein Buch kann Dich retten!"

Dieses knapp 110 Seiten kurze Werk schafft es auf unterhaltsame Weise zu zeigen, wie sich die Geschichte an den Finanzmärkten immer auf's Neue wiederholt.

Von einem Autor, der sich selbst nicht zu ernst nimmt.

Obwohl er als einer der einflussreichsten Ökonomen des 20. Jahrhunderts gilt, in Harvard und Princeton gelehrt hat, und unter anderem Berater des ehemaligen Präsidenten John F. Kennedy war.

"Es gibt zwei Arten von Leuten, die die Zukunft vorhersagen: Jene, die nichts wissen, und jene, die nicht wissen, dass sie nichts wissen."

Das Wichtigste zusammengefasst

Geschichte wiederholt sich, gerade auch die Geschichte der Finanzblasen.

Die Ursachen sind dabei immer die gleichen:

  • Ein schlechtes Gedächtnis im Hinblick auf frühere Übertreibungen
  • Übertriebener Optimismus
  • Selbstüberschätzung
  • Gier
  • Herdenverhalten

Treffen wir auf zu ausgeprägten Optimismus, sollten wir sehr skeptisch werden - denn dahinter verbirgt sich vermutlich nichts anderes als Dummheit und Gier.

Intelligenz sollten wir auch nicht mit der Anhäufung, dem Einsatz, oder der Verwaltung großer Geldsummen gleichsetzen.

Eng mit Geld in Verbindung stehende Menschen neigen zu auf Selbstbestätigung abzielendem, stark fehlerhaftem Verhalten.

Stoßen wir auf besonders aufgeheizte Stimmung, oder eine einmalige Gelegenheit, die "viel Weitblick" erfordert, sollten wir einen großen Bogen darum machen.

Spekulative Episode

Euphorie wird durch Leute mit großem Eigeninteresse geschürt (Hi Elon!), wissend oder unwissend.

Begünstigt wird die Euphorie durch die Neigung, alle Zweifler zu ignorieren.

Am Beginn einer Finanzblase steht meist ein (scheinbar) neues oder erstrebenswertes Produkt, oder eine Entwicklung:

  • Tulpen
  • Goldrausch
  • Immobilienspekulation
  • Krypto?

Dort entwickelt die Spekulation eine Art Eigendynamik.

Der Wert steigt, das lockt neue Käufer an.
Was wiederum den Wert steigen lässt, und dadurch neue Käufer anlockt.
Was wieder den Wert steigen lässt - und so weiter.

Typische Sichtweisen sind dabei

  1. Dieses Mal ist alles anders, der Markt kann (ewig?) steigen.
  2. Ich habe es durchschaut und steige rechtzeitig aus.

Am Ende ist dann nur eines unvermeidlich: Der abrupte Zusammenbruch.

Weil alle schnell raus wollen.

Und oft genügt für den Zusammenbruch schon eine Kleinigkeit - heute vielleicht sogar schon ein kleiner Tweet?

"Menschen sind dann am leichtgläubigsten, wenn sie am glücklichsten sind."

Der gemeinsame Nenner

Bei allen Krisen geht es um Schulden, die auf die ein oder andere Art gefährlich die vorhandenen Zahlungsmittel übersteigt.

Weil Massen von Menschen, Unternehmen, Institutionen und sogar ganze Staaten sich tief verschulden, um auch "dabei" zu sein.

Dabei war es bei den großen Blasen fast immer so, dass es etwas "völlig neues" auf der Welt gibt, das die Welt aus den Angeln heben soll.

Und irgendwann wollen alle dabei sein.

Angelockt von der Vorstellung, möglichst schnell möglichst reich zu werden.

Und gleichzeitig getrieben von der Angst, nicht dabei zu sein und dadurch als der einzige "Trottel" dazustehen.

Und weil es unweigerlich weiter steigen muss, wäre ich doch dumm, wenn ich nicht möglichst viel einsetzen würde.

Dafür brauche ich einen Hebel - einen Kredit, vielleicht noch eine zusätzliche Hypothek?

Dabei tragen zwei weitere Dinge zur Euphorie bei:

  1. Ein extrem kurzes wirtschaftliches Gedächtnis (der letzte Crash ist schon Jahre her)
  2. Die Annahme, dass Geld und Intelligenz zusammen gehören (je vermögender jemand ist, desto intelligenter muss er sein)

In der Vergangenheit hat sich immer wieder gezeigt, dass die Finanzwelt für Innovationen nicht besonders geeignet ist.

Und meist sind diese Innovationen auch nur Varianten von bereits dagewesenem.

Kommt es dann irgendwann zum Zusammenbruch, wird typischerweise ein Schuldiger gesucht.

Denn Schuld ist man nicht selbst, nicht die eigene Gier - sondern derjenige, der uns bösartig verführt und in den Abgrund gerissen hat.

Historische Beispiele

Dieses sich wiederholende Schema zeigt Galbraith anhand einiger der größten Finanzblasen der Geschichte.

Vom Tulpenschwindel im 17. Jahrhundert, als Tulpenzwiebeln plötzlich immer Wertvoller wurden. Menschen ihre Häuser, ihr ganzes Hab und Gut gegen Tulpen tauschten.

Sich bis über beide Ohren verschuldeten, um noch reicher zu werden - jeden Tag erreichte der Wert neue Höchststände!

Und plötzlich ging es bergab - niemand weiß wirklich, warum.

Auf einmal fingen alle an zu verkaufen. Die "schlauen", die rechtzeitig aussteigen wollten, genauso wie die "dummen" die meinten, der Tulpenwert würde ewig steigen.

Panik, Verzweiflung - wenige Gewinner, fast nur Verlierer.

Jahrelange Rezession, wirtschaftliches Elend.

Alle hatten sich von der Euphorie anstecken lassen, viele hatten sich tief verschuldet.

Dem Börsencrash von 1929.
Auch hier griff wieder Euphorie um sich.

Die Börsen waren sehr gut gelaufen, alle wollten dabei sein und möglichst schnell reich werden.

Um das zu erreichen, wurden die Käufe - auch von Privatleuten - massiv gehebelt.

Beim Aktienkauf musste man teilweise zum Beispiel nur 10% der Summe mitbringen, die restlichen 90% konnte man sich zu horrenden Zinsen leihen.

Aber was waren schon 12% Zinsen, wenn sich der Markt ja noch viel schneller entwickelte?

Doch was nach oben verstärkt, wirkt auch als Brandbeschleuniger nach unten.

John Galbraith geht noch auf einige weitere Krisen ein, weit detaillierter als ich es hier tue.

Und praktisch immer verlief es nach dem gleichen Schema.

Was nehme ich für mich mit?

Von Zeit zu Zeit nehme ich das Buch wieder aus dem Regal und lese etwas darin.

Vor allem wenn ich doch nicht sicher bin, ob ich nicht doch etwas abenteuerliches (oder "todsicheres") mit einem kleinen Teil meines Vermögens machen sollte (das Risiko würde ich so auf jeden Fall stark begrenzen).

Doch dann besinne ich mich wieder.

Kann ich damit leben, wenn zum Beispiel Bitcoin wirklich das nächste große Ding ist und ich nicht dabei bin?

Meine persönliche Antwort ist: Ja.

Ich habe für mich klar (schriftlich) definiert, wann (bei welchem Kurs) ich eine kleine Summe investieren würde - und die liegt sehr weit unter den heutigen Kursen.

Damit sage ich nicht, dass Bitcoin (oder vor allem Kryptowährungen und noch viel mehr die Blockchain-Technologie) wertlos ist - im Gegenteil.

Gerade für Blockchain gibt es wahrscheinlich unendlich viele mögliche und vielversprechende Anwendungsfelder.

Aber:

  1. Investiert man (noch?) nicht breit in die Technologie, sondern wettet auf einzelne Teile (wer sagt, dass Bitcoin noch relevant ist, wenn Krypto die Welt erobert?)
  2. Herrscht eine unglaubliche Euphorie vor. Ich behaupte ich es geht den meisten um Nervenkitzel und schnellen Reichtum. Reich werden klappt aber nur, solange viele andere bereit sind, mehr zu bezahlen - und dass Geduld vermutlich eher rar gesät ist.

Mein Geld lege ich weiter (automatisiert) so an, wie ich es für mich schon vor einiger Zeit festgelegt habe und nach wie vor für gut halte - auch wenn es nicht "schnell reich" macht.

Denn in einem Umfeld in dem seit Jahren gefühlt alles steigt bin ich guter Dinge, dass ich diese Strategie auch in den unvermeidlichen schwachen Jahren, vielleicht sogar Jahrzehnten, durchziehen kann.

Und dieses Verhalten wird sich in der Langzeitbetrachtung als Gewinner behaupten - davon bin ich absolut überzeugt.

Befinden wir uns in einer Finanzblase?

Vielleicht - vielleicht auch nicht.

Trotzdem kann ich weiter ruhig schlafen - und sollte es irgendwann einmal deutlich nach unten gehen, wird automatisiert weitergekauft.

Denn das größte Risiko beim Umgang mit Geld ist denke ich immer noch man selbst.


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